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Kaffee & Bienen in der Region Kafa, Äthiopien

Erstellt von H.-J.Flügel
Stand: 19.05.2016

Lebendiges Bienenmuseum Knüllwald

Kafa ist eine Provinz im Südwesten von Äthiopien und zugleich die Heimat des Kaffeestrauches, der von hier seinen Siegeszug in alle tropischen Anbaugebiete der Welt genommen hat. Aufgrund der raschen Vermehrung der Bevölkerung hat der Druck auf die verbliebenen tropischen Berg-Regenwälder in Kafa zugenommen und zu einer Bedrohung für die noch existierenden wilden Kaffeesträucher geführt.

Der NABU hat mit Unterstützung der äthiopischen Regierung ein Biosphärenreservat in der Provinz Kafa eingerichtet, um die verbliebenen Reste der Heimat des Kaffeestrauches zu schützen. Um die Kerngebiete dieser Regenwälder zu erhalten, wurden jeweils Randzonen geschaffen, in denen der sonstige Unterwuchs beseitigt und durch Kaffeepflanzen ersetzt werden darf. Hierdurch und durch weitere stützende Maßnahmen steigt die Akzeptanz der Bevölkerung für diese Schutzzonen, da sie davon ebenfalls profitiert. Im Bild rechts ist ein solcher Kaffeeanbau im Randgebiet eines der Schutzgebiete innerhalb des Biosphärenreservats zu sehen.

Bienenhaltung in der Provinz Kafa in Äthiopien:  

Neben dem Kaffee ist der Honig und seine Verarbeitungsprodukte eine weitere wichtige Einnahmequelle der Landbevölkerung in der Region Kafa. In vielen Dörfern haben sich Kooperativen gebildet, um die Vermarktung des Honigs zu verbessern. In der Kreisstadt Bonga hat die staatlich geförderte "Kefa Bees' Product Development & Marketing Cooperative Union" ihren Sitz, die von den einzelnen Kooperativen mit verdeckelten Honigwaben beliefert wird. Dort werden diese dann ausgepresst, in verschiedene Gebinde abgefüllt und teilweise vor Ort vermarktet, zum größeren Teil aber nach Europa exportiert.

Der unverdeckelte Honig, der meist einen noch zu hohen Wassergehalt aufweist, wird privat verbraucht oder an Honigwein-Hersteller weiter verkauft. Der Honigwein ist das beliebteste alkoholische Getränk in der Region Kafa. Rechts im Bild ist die Abfüllstation der Union in Bonga zu sehen, die sicher noch ausbaufähig ist. Daneben füllt eine Honigwein-Produzentin frischen Honigwein zum Verkosten in ein Glas.

 

Der größte Teil der Honigbienen in der Region Kafa wird noch traditionell in Röhren gehalten, die hoch in den Bäumen aufgehängt werden, um sie vor Ameisen und dem Honigdachs zu schützen. Meist hängen die aus unterschiedlichen Materialien gefertigten Röhren schräg in den Bäumen, um das eindringende Regenwasser schneller zum Ablaufen zu bringen. Die Materialien unterscheiden sich regional, je nachdem, welche Form traditionell dort genutzt wird.

Die Bienenhaltung ist bisher überwiegend Männersache, da das Klettern auf die hohen Bäume nicht ungefährlich ist. Im Mittel können 15 kg Honig pro Bienenvolk geerntet werden. Neben den Honigbienen, die in nach neueren Untersuchungen in ganz Äthiopien zu der Unterart Apis mellifera simensis gehören (Meixner et al. 2011), wird auch der Honig von wild lebenden stachellosen Bienen geerntet. Bei den größeren Meliponen, von denen zwei Arten im Gebiet vorkommen, können pro Jahr etwa 2 kg Honig gewonnen werden, bei den kleineren, in mehreren Arten vorkommenden Trigonen gibt es maximal 0,2 kg Honig pro Jahr (siehe Shenkute et al. 2012).

Weit verbreitet in Kafa sind halbierte und ausgehöhlte Baumstämme, die zusammengebunden und so in die Bäume gehängt werden.

 

Um die Bienenbeuten vor der Witterung zu schützen, hat dieser Bienenhalter  im Gojeb-Tal bei Amiya seine Beuten mit Plastikplanen abgedeckt.

Links: Dieser Imker bei Bonga vermarktet seinen Honig selber und hält neben den Bienen in den modernen Beuten auch noch Bienen in traditionellen Röhren, deren Bearbeitung er allerdings damit beauftragten Bienenbeutern überlässt.

Rechts: Nur etwa ein Prozent aller Bienenhalter setzen moderne Beuten ein, um ihre Bienen zu halten. Dabei kommen neben Magazinbeuten im Zandermaß auch die in Kenia entwickelten "Top-Bar-Hives" (im Vordergrund) zum Einsatz. Ein großes Problem stellen dabei aber verschiedene Ameisenarten dar, die die Bienenvölker überfallen und ausrauben.

 

   
Anfang Dezember 2014 startete eine vom NABU organisierte zweiwöchige Exkursion von 21 Experten für Pflanzen, Pilze, Säugetiere, Fledermäuse und Flughunde, Vögel, Kriechtiere und Lurche, Fische, Muscheln und Schnecken sowie Insekten, darunter Libellen, Käfer und blütenbesuchende Insekten, um mit der Erfassung des Artenbestandes in den Schutzgebieten zu beginnen. Gleichzeitig sollten äthiopische Fachleute und die in den Schutzgebieten angestellten Ranger in die Methoden zum Nachweis der verschiedenen Organismengruppen eingeführt werden, damit sie die Erfassung des Artenbestandes in den Schutzgebieten selbständig weiter betreiben können. Über die Ergebnisse, die von den mitgereisten Experten zu den verschiedenen Gruppen unterschiedlich schnell erzielt werden dürften, wird zu gegebener Zeit zu berichten sein. Eine Zusammenfassung der ersten Ergebnisse findet sich bei Flügel (2015b).

In der Fortsetzung dieses Projektes soll - neben der weiteren allgemeinen Arterfassung, auch mit Hilfe von Genomsequenz-Untersuchungen - weiterhin erforscht werden, welche Blütenbesucher am Wildstandort für die Bestäubung der Kaffeeblüten sorgen. Diese sind bisher völlig unbekannt und es wäre möglich, dass die Kaffee-Ernte auch in den Plantagen noch gesteigert werden kann durch die Förderung dieser noch unbekannten Bestäuber.


Literatur:
 

Flügel, H.-J. (2015a): Die Äthiopischen Bergregenwälder: Erforschung und Schutzmaßnahmen für die Heimat des Kaffeestrauches, Coffea arabica L. (Rubiaceae). - Lebbimuk 12: 4-21, Knüllwald

 

Flügel, H.-J. (2015b): Die NABU-Exkursion zur Erfassung der Artenvielfalt im Biosphärenreservat Kafa (Äthiopien) im Dezember 2014. - Lebbimuk 12: 22-57, Knüllwald

 

Flügel, H.-J. (2015c): Die Honiggewinnung in der Region Kafa, Äthiopien. - Lebbimuk 12: 58-68, Knüllwald

 

Meixner, M., M.A. Leta, N. Koeniger & S. Fuchs (2011): The honey bees of Ethiopia represent a new subspecies of Apis mellifera - Apis mellifera simensis n. ssp. - Apidologie 42: 425-437, INRA.

 

Shenkute, A.G., Y. Getachew, D. Assefa, M. Adgaba, G. Ganga & W. Abebe (2012): Honey production systems (Apis mellifera L.) in Kaffa, Sheka and Bench-Maji zones of Ethiopia. - Journal of Agricultural Extension and Rural Development 4 (19): 528-541;  Link zur pdf.

 

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Nützliche Links:
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