Hilfe für Wildbienen

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Erstellt von H.-J.Flügel
Stand: 30.10.2019

Im Gegensatz zur Honigbiene haben die übrigen ca. 580 in Deutschland nachgewiesenen Wildbienen-Arten keine eigene Lobby, die sich um ihr Wohl kümmert. Ihre speziellen Lebensräume werden durch Strassen, Industrie- und Neubaugebiete, durch Beseitigung von Feldwegrändern und Feldrainen, die Verbuschung von Trockenrasen, den Mangel an Totholz mit Käferbohrgängen, die Versteinerung von Privatgärten und andere Ursachen zunehmend reduziert. Die starke Stickstoffüberdüngung der Landschaft durch Abgase und Landwirtschaft sowie der Einsatz von Herbiziden führt zur Verdrängung ihrer blühenden Nahrungspflanzen zugunsten von Brennnesseln und Gräsern. Insektizide setzen ihnen direkt zu, und der Klimawandel trägt sein Übriges bei, den Wildbienen und Hummeln das Leben schwer zu machen.

Viele dieser großen Ursachen müssen von den Regierungen der Länder und des Bundes geregelt und beseitigt werden. Darauf sollten wir unsere Politiker immer wieder aufmerksam machen und sie zum Handeln bringen. Doch auch im Kleinen lässt sich manches machen, was zumindest einigen Wildbienen das Leben erleichtert. So können wir z.B. in unserer Gemeinde dafür sorgen, dass das Unterpflügen von Feldwegrändern eingestellt und Blühstreifen gefördert werden. Solange das Gesetz zum Gehölzschnitt besteht, das vorschreibt, Gehölze in der Landschaft nicht nach dem 1. März zu schneiden, kann die Untere Naturschutzbehörde verfügen, dass Weiden, die eine wichtige Eiweißquelle für Wild- und Honigbienen sind, davon ausgenommen und erst nach ihrer Blüte geschnitten werden dürfen. Oder unsere eigenen Gärten: in Deutschland gibt es über 17 Millionen Haus- und Kleingärten. Dazu kommen die öffentlichen Grünflächen mit ähnlichen Dimensionen. Hier können Nisthilfen und Nahrungspflanzen angeboten werden.

Im Bild rechts inspiziert ein Weibchen der Schöterich-Mauerbiene den leeren Fraßgang eines Holzkäfers. In abgestorbenen, seltener noch lebenden Bäumen bzw. Ästen entwickeln sich die Larven von Bock- und anderen Käfern und hinterlassen nach dem Schlüpfen jährlich neue Bohrlöcher. Diese werden von vielen oberirdisch nistenden Wildbienen als Brutraum genutzt. Da solches Totholz in unserer Umwelt aus ästhetischen, Wegesicherungs- und Profitmaximierungsgründen immer seltener wird, herrscht an diesen Nistplätzen großer Mangel. Gebohrte Löcher von 3 bis 8 mm in Hartholz können hier Abhilfe schaffen. Hängen Sie die angebohrten Hölzer wind- und regengeschützt und nach Osten gerichtet so auf, dass die Morgensonne darauf scheint. Nach spätestens fünf Jahren sollten sie diese auswechseln und durch neue Bohrungen ersetzen.

Links ist die Knautien-Sandbiene zu sehen, wie sie Blütenstaub von der Mazedonischen Witwenblume sammelt. Diese Sandbiene ist hoch spezialisiert und sammelt ihren Blütenstaub ausschließlich von Witwenblumen, die zu ihrer Flugzeit im Juli blühen und von ihr erreichbar sind. Es gibt unter den brutpflegenden Wildbienen neben Generalisten, die von allen während ihrer Flugzeit blühenden Pflanzen Pollen sammeln können, auch Spezialisten, die ihren Blütenstaub nur von bestimmten Pflanzen sammeln. Das beginnt mit den Weiden im zeitigen Frühjahr, gefolgt von Hahnenfuß, den Kreuzblütlern wie dem Raps und der Nachtviole, an denen u.a. auch die oben abgebildete Schöterich-Mauerbiene sammelt, über Glockenblumen, woraúf in Deutschland 12 Bienenarten spezialisiert sind, über verschiedene andere Blütenpflanzen bis hin zum Heidekraut, das erst im Spätsommer blüht.
Dabei ist es egal, ob z.B. die Glockenblume in Deutschland heimisch ist oder aus dem Kaukasus oder aus Nordamerika stammt. Wichtig ist nur, dass sie zur richtigen Zeit, wenn auch die Biene fliegt, zum Blühen kommt. Im Garten nur streng "heimische" Pflanzenarten anzubauen würde die gestalterische Freiheit, die wir in unseren Gärten haben, unnötig und sinnlos einschränken. Andererseits sollten wir nicht vergessen, dass es auch sehr schöne, für Wildbienen besonders wertvolle und pflegeleichte Wildpflanzen gibt, die im Garten eingesetzt werden können.
Eine ausführliche Darstellung über die Anlage sinnvoller Nisthilfen findet sich unter dem Link "Nisthilfen für Wildbienen".
In einem kurzen Film des Hessischen Umweltministeriums gibt es Infos zur Anlage eines bienenfreundlichen Gartens.

Die beiden folgenden Abbildungen zeigen die Vorder- und Rückseite eines Plakates im DIN-A 2-Format, das vom Lebendigen Bienenmuseum für 5 € zuzüglich Porto und Verpackung bezogen werden kann.


 

Während Honigbienen Generalisten sind und dort Nektar und Blütenstaub sammeln, wo sie diese erreichen können und es sich am ehesten lohnt, gibt es unter den Wildbienen etliche Arten, die auf eine oder wenige Blütenpflanzenarten spezialisiert sind. In der hier hinterlegten pdf habe ich einmal für verschiedene Bereiche die mir als am wichtigsten erscheinenden Blütenpflanzenarten zusammengestellt, um dort lebenden Wildbienen eine optimale Nahrungsgrundlage anzubieten. Wichtig: eine Pflanzenart, die bei mir im Garten ein Super-Bienenmagnet sein kann, wird andernorts vielleicht überhaupt nicht besucht, weil dort eine andere Pflanzenart aufgrund des Mikroklimas, des Bodens oder aus irgend einem anderen Grund sehr viel attraktiver sein kann. Die Liste ist deshalb als subjektives Angebot anzusehen.

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