Die Wespen |
Erstellt von H.-J.Flügel |
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auf dem Freigelände des Bienenmuseums |
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Höhere Wespen sind die nächsten Verwandten der Bienen. Gemeinsam werden sie auch Stechimmen genannt, weil bei beiden Gruppen die Legeröhren der Weibchen in Wehrstachel umgewandelt sind. Es können also nur Weibchen von Bienen, Hummeln und Wespen stechen; die Männchen sind harm- und hilflos. |
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Auf diesem Link finden Sie die wissenschaftlichen Namen aller am Lebendigen Bienenmuseum gefundenen Wespen-Arten aufgelistet. |
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Die Wespen haben die ursprüngliche Lebensweise beibehalten und jagen andere Tiere zur Ernährung ihrer Brut. Dabei haben sie sich auf verschiedene Beutetiere spezialisiert: Wegwespen jagen ausschließlich Spinnen, der Bienenwolf, eine Grabwespe, fängt Honigbienen, andere Grabwespen nutzen Spannerraupen, wieder andere sammeln Blattläuse oder Larven von Rüsselkäfern. Die Fliegenspießwespe jagt ebenso wie die Kotwespe Fliegen, und auch Zikaden oder Wanzen werden von bestimmten Grabwespen-Arten erbeutet und in ihre Nester eingetragen. Die Wahl der Nistplätze und die Nestanlage unterscheidet sich kaum von jener der solitären Wildbienen. Ein Großteil der Wespen nistet unterirdisch, andere wiederum nisten in Pflanzenstängeln oder Bohrlöchern von Käfern, wieder andere mauern sich ihre Nester an Steine oder töpfern sie an Pflanzenstängel. Eine Besonderheit stellen die Papiernester von sozialen Faltenwespen dar. Spinnenameisen, Keulhorn- und Goldwespen sind brutparasitisch, d.h. sie betreiben selbst keine Brutpflege, sondern legen ihre Eier in die Nester anderer Stechimmen, wo ihre Larven dann die Larven der Wirtsarten auffressen. Die Schmalbauchwespen gehören zur großen Gruppe der ursprünglichen Wespen: bei ihnen wird der Legestachel tatsächlich noch zum Legen der Eier benutzt. Mit dem artspezifisch unterschiedlich langen Legestachel bohren sie die Zellwände oberirdisch nistender Wildbienen an und platzieren in deren Nestern ein Ei. Die daraus schlüpfende Made frisst wohl vor allem den Pollenvorrat; ob auch die Wirtslarve selbst gefressen wird, ist wohl noch ungeklärt. |
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Endlich fand sich Zeit, die Wespen aus den Fängen von 2000 bis 2002
auszuwerten. Dabei konnten weitere 18 Wespenarten neu für das Gelände des
Lebendigen Bienenmuseums Knüllwald nachgewiesen werden. Bemerkenswert ist
die Zunahme bei den parasitischen Arten. Dies deutet auf ein stabiles
Lebensraum-Gefüge hin. Noch nicht ausgewertet sind die solitären
Faltenwespen aus diesem Aufnahmezeitraum. Ancistrocerus oviventris
wurde aus dieser Liste gestrichen, da sich der Fangort weiter als 50 m vom
Gelände des Lebendigen Bienenmuseums entfernt befindet. Insgesamt sind
derzeit ca. 135 Wespenarten aus dem Schwalm-Eder-Kreis bekannt. Die bisher
nachgewiesenen 96 Wespenarten auf unserem Gelände stellen damit 70 % der
überhaupt im gesamten Kreisgebiet bekannt gewordenen Wespenarten. Die
Biologie dieser 96 Arten wurde im Frühjahr 2003 ausgewertet und
veröffentlicht.
Anfang Juni 2003 konnte auf dem Bahndamm bei der Führung einer Besuchergruppe eine Sandwespe beobachtet werden. Da bisher aus dem Schwalm-Eder-Kreis nur Ammophila sabulosa bekannt ist, dürfte es sich mit ziemlicher Sicherheit um diese Art gehandelt haben. Sie ist die 97ste Wespenart, die von hier nachgewiesen werden konnte. Der Bienenwolf war 2003 mit mehreren Exemplaren nistend im Sandarium (= Arenarium) zu finden; durch die Wühltätigkeit eines Dachses im Herbst 2003 hat aber offensichtlich nur ein Männchen überlebt, das nach kurzer Verweildauer im Sommer offensichtlich abgeflogen ist. Weibchen konnten in 2004 überhaupt nicht mehr beobachtet werden. Inzwischen wurde Ancistrocerus oviventris auch auf unserem Gelände nachgewiesen. Mit einer weiteren Spilomenes- und einer Nysson-Art sind jetzt, zu Beginn des Jahres 2008, genau 102 aculeate Wespen-Arten (inkl. Schmalbauchwespen) auf unserem Gelände nachgewiesen. Eine weitere Art, die Goldwespe Chrysis iris, wurde erst an Experten zur Bestätigung weiter gereicht und kam im April zurück. Ihr Nachweis ist der einzige aktuelle Nachweis aus Hessen. Im Herbst 2008 endlich fand sich das erste Weibchen der Heide-Feldwespe Polistes nimpha im Garten, nachdem sie im Mai 2007 bereits an einem nahegelegenen Feldrain nistend nachgewiesen werden konnte. Eine Art musste wieder gestrichen werden: Trypoxylon clavicerum. Hier können nur die Männchen sicher durch Genitalpräparation bestimmt werden. Bei der Präparation des alten Sammlungsmaterials Anfang 2011 stellte sich heraus, dass alle Männchen dieser Artengruppe zu Trypoxylon kostylevi gehören. Aus ganz Nordhessen ist derzeit kein einziges Männchen von T. clavicerum bekannt. Mitte Juli 2016 konnten zwei Weibchen der Blattwespen-Goldwespe Cleptes semiauratus am Küchenfenster fliegend beobachtet werden. Dies ist der erste Nachweis einer Cleptes-Art auf unserem Gelände. |
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Literatur:
Flügel, H.-J. (2003): Wespenfunde am Lebendigen Bienenmuseum Knüllwald (Hymenoptera Acueleata et Gasteruptiidae). - Philippia 11/1: 1-16, Kassel Flügel, H.-J. (2009): Beobachtungen an Blüten und Blütenbesuchern auf dem Gelände des Lebendigen Bienenmuseums in 2008. - Lebbimuk 6: 92-93, Knüllwald Tischendorf, S., U. Frommer, H.-J. Flügel (2011): Kommentierte Rote Liste der Grabwespen Hessens - Artenliste, Verbreitung, Gefährdung. - Hess. Min. Umwelt, Energie, Landwirtschaft u. Verbraucherschutz, 240 S., Wiesbaden Tischendorf, S., K.-H. Schmalz, H.-J. Flügel, U. Frommer, W.H.O. Dorow & F. Malec (2013): Rote Liste der Faltenwespen Hessens (Hymenoptera Vespidae: Eumeninae, Polistinae, Vespinae). - Hess. Min. f. Umwelt, Energie, Landwirtschaft u. Verbraucherschutz, 40 S., Wiesbaden. Tischendorf, S., M. Engel, H.-J. Flügel, U. Frommer, C. Geske & K.-H. Schmalz (2015): Atlas der Faltenwespen Hessens. - FENA-Wissen 3, 260 S., Gießen. Einige Arbeiten können als pdf hier heruntergeladen werden. |
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Leg.: Hans-Joachim Flügel et al. Anz. der nachgewiesenen Arten: 113 Stand der Auswertung: 19.08.2016 |
Nützliche Links: Aculeata.de, Hymenoptera.de, Parasitoide, bembix-newsletter, Vespa-crabro.de, Hymenoptera.be, GISHYM ; Wiki: Stechimmen Bibliography: Sphecidae. |
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