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Biodiversität

Erstellt von
Hans-Joachim Flügel
Stand: 20.08.2016

am Lebendigen Bienenmuseum Knüllwald

Biodiversität ist ein oft verwendetes Schlagwort, das nur zu selten mit Inhalten gefüllt ist. Am Lebendigen Bienenmuseum versuchen wir, diesen Begriff mit Leben zu erfüllen. Die Biodiversität umfasst im Wesentlichen vier Punkte:

Vielfalt der Ökosysteme

Vielfalt der Arten

Vielfalt der Gene

Vielfalt der Wechselbeziehungen

 

1. Vielfalt der Ökosysteme

Zu Beginn fand sich auf dem Gelände des Lebendigen Bienenmuseums neben einer kleinen vernachlässigten, stark verschatteten Streuobstwiese noch ein verwilderter Nutzgarten. Um das stark hängige Gelände für Besucher zu erschließen, wurde es mit Lesesteinen vom Acker terrassiert und mit Porphyr-Pflastersteinen vom Recyclinghof kleine Wege angelegt. Ein neuer Unterstand für die Gartenmöbel bot gleichzeitig die Gelegenheit zur Einrichtung eines Kalkmagerrasens auf seinem Flachdach sowie eines Schauteiches an seiner Rückwand.

Ein 1986 stillgelegter und zwischenzeitlich vollständig von Schlehen und Brombeeren zugewachsener, ehemals zweigleisiger Bahndamm, der direkt über dem Grundstück verlief, konnte 2000 hinzugepachtet werden. Der Bahndamm sowie ein Teil der Schotterfläche wurden wieder entbuscht. Am Bahndamm entstand so neben dem weiter mit Gehölzen bestandenen Bereich eine artenreiche Glatthaferwiese. Der nördliche Teil der Schotterfläche wurde mit Erde aufgefüllt und zur gezielten Anpflanzung von für blütenbesuchende Insekten wertvollen Pflanzen auf der wärmebegünstigten Dammkrone verwendet. Zusätzlich entstanden Nisthilfen für ober- und unterirdisch nistende Stechimmen sowie zwei Sumpfbeete.

   

2. Vielfalt der Arten

Durch das neue oder wiederhergestellte Angebot an verschiedensten Lebensräumen finden auf dem Gelände des Lebendigen Bienenmuseums immer mehr Pflanzen-, Tier- und Pilzarten geeignete Bedingungen, um sich hier anzusiedeln oder diese Angebote zumindest als Teillebensräume zu nutzen.

Verschiedene, nicht oder nicht mehr auf dem Gelände wildwachsende Pflanzenarten wurden aus nahegelegenen Biotopen als Samen oder als Ableger entnommen und hier wieder eingebracht. Alle wildlebenden Tier- und Pilzarten haben sich selbständig eingefunden.

Die Entwicklung des Artenbestandes wird ständig beobachtet und die Ergebnisse dieses Monitorings, die zum Teil mit Hilfe von externen Spezialisten gewonnen werden, publiziert, u.a. in unserer jährlich erscheinenden Hauszeitschrift Lebbimuk. Gleichzeitig fließen diese Daten ein in die Bestands- und Roten Listen der Tierarten Hessens.

3. Vielfalt der Gene

Der Gute Heinrich (Blitum bonus-henricus) war früher in Dörfern weit verbreitet. Heute ist er sehr selten geworden. Ein einziger Bestand in unserem Dorf ist 1996 erloschen. Kurz zuvor wurden Ableger von dieser Pflanze genommen und auf unserem Gelände weiter kultiviert. So existiert dieser Genotyp weiter und es konnten bereits Samen an Interessierte abgegeben werden.

Allgemein werden viele alte und vergessene Nutzpflanzen in unserem Nutzgarten kultiviert und über Saatgutgewinnung erhalten. Auf unseren Obstbäumen finden sich aufgepfropft verschiedene alte Obstsorten, von denen wiederum Edelreiser an Interessierte abgegeben werden. Mit dem Verein für Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN) besteht ein Patenvertrag für eine erhaltenswerte Sorte von Stangenbohnen.

Insbesondere die wildlebenden Insektenarten finden auf dem Gelände geeignete Lebensräume, die in der von intensiver Land- und Forstwirtschaft geprägten Landschaft zunehmend verloren gehen. So bleiben die Genotypen (= Ökotypen), die sich im nordhessischen Raum entwickelt haben, erhalten und können sich, sofern andernorts wieder geeignete Biototp entstehen, dorthin erneut ausbreiten.

  

4. Vielfalt der Wechselbeziehungen

Hier genauer über die Beziehung zwischen blütenbesuchenden Insekten und Blütenpflanzen zu schreiben erübrigt sich, da dieses den Schwerpunkt unserer Arbeit darstellt und deshalb auf mehreren Seiten erörtert wird. Interessanter sind Mehrfach-Wechselbeziehungen wie z.B. jene zwischen dem links abgebildeten Westlichen Bienenkäfer beim Besuch eines Blütenstandes des Wiesen-Bocksbartes und den Nestern von Wildbienen. Dieser, selbst ein eifriger Blütenbesucher, dezimiert im Larvenstadium die Nachkommen oberirdisch nistender Wildbienen, ist aber durch den allgemeinen Rückgang der Wildbienen-Populationen aufgrund der fehlenden Nahrungs- und Nistmöglichkeiten sowie der Wirkung von Insektiziden, vor allem den Neonikotinoiden, selbst in seinem Bestand stark gefährdet.

Als weiteres Beispiel für die Vernetzung unserer Lebensräume sei die Ringelnatter angeführt. Ihre Eier legt sie in unseren Komposthaufen, und die Jungen fanden in unserem Gartenteich jahrelang fette Beute in Form von Kaulquappen der Grasfrösche, bis diese entnervt aufgaben, Eier in unseren Gartenteich abzulegen. Da der Teich inzwischen absichtlich auch keine Fische mehr enthält, müssen sie sich nun anderweitig bedienen.

Die Honigbiene und ihre Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt

Neben ihren vom Menschen genutzten Produkten Honig, Wachs, Propolis, Gelee Royale, Bienengift und Eiweiß in Form von Bienenmaden (nur in bestimmten Regionen der Erde genutzt) liegt der größte monetäre Nutzen der Honigbienen in ihrer Bestäubungstätigkeit.

Darüber hinaus hat sie aber noch weitere wichtige ökologische Bedeutungen im Naturgefüge: durch ihre Bestäubung sichert sie den Bestand der bestäubten Pflanzen sowie aller von deren Samen und Früchten abhängigen übrigen Tiere, wie z.B. dem Stieglitz. Die Biene selbst dient Insektenfressern als Nahrung. Durch die Konzentration winziger Nektar-Energietropfen in Form von Honig macht sie die Sonnenenergie des Sommers auch im Winter nutzbar, nicht nur für sich, sondern auch für Honigdiebe.

Nicht zuletzt sorgen die toten Bienen und ihre Abfälle zahlreichen Destruenden als Energiequelle. Diese und zahlreiche andere Beziehungen machen die Honigbiene so bedeutsam für unser Ökosystem.

Der Fachwerkhof

Bestandteil des Ökosystems auf unserem Gelände ist auch der von uns renovierte und umgebaute Fachwerkhof mit einer Baugeschichte vom 16. bis ins 21. Jahrhundert. Im Dachstuhl der ehemaligen Scheune wurde ein Quartier für Schleiereulen eingerichtet. Hinter den Schindeln der Außendämmung bieten sich Fledermaus-Sommerquartiere und für Schwalben, Stare etc. gibt es zahlreiche Nischen und Kunstnester am Haus. Im Efeu und Wilden Wein der Wandbegrünungen übernachten ganze Vogelschwärme, und ihre Früchte dienen diesen als willkommenes Winterfutter.

Beheizt wird das Anwesen mittels einer Wärmetauschpumpe über Erdbohrungen, Warmwasser kommt aus Wärmetauschpumpen über die Luft; der Strombedarf wird überwiegend von unserer Solaranlage gedeckt. Eine Komposttoilette (Clivus multrum) bedient zwei Wohnetagen und mindert damit den Wasserverbrauch sowie das Problem mit dem Abwasser des Dorfes, das dort zu einem großen Schuldenberg geführt hat.

Unsere Freiflächen sind gepflastert, so dass Regenwasser zumindest teilweise versickern kann. Regenwasser vom Dach, Drainage- und Quellwasser wird in zwei Zisternen gesammelt und zur Speisung des Teiches sowie zum Gießen der Pflanzen verwendet.

Grundlegende Infos zur Biodiversität finden sich bei wiki: Biodiversität. Weitere Informationen werden gegeben unter:  Jahr der Biodiversität

 sowie beim Bundesamt für Naturschutz: Infos zur Biodiversität.

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