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Verein |
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Landschaftspflege mit Schafen | ||||||
Bei der Untersuchung der Magerrasenflächen im
Schwalm-Eder-Kreis durch eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern des
Lebendigen Bienenmuseums und der Projektgruppe Magerrasen des NABU-SEK konnte
allgemein deren
schlechter Zustand festgestellt werden. Ausbleibende Nutzung und mangelnde
Pflege während der letzten Jahrzehnte brachte eine zunehmende Verbuschung
mit sich. Da auf den Magerrasen besonders wertvolle Wärme- und Licht liebende Arten leben, war deren Erhalt ein besonderes Anliegen der Arbeitsgruppe. In der Folge wurde versucht, mit Hilfe von Landwirten eine naturschutzgerechte Pflege der wichtigsten Magerrasenflächen zu organisieren. Leider ergaben sich dabei vermehrt Schwierigkeiten bei der Terminierung und dem Ablauf der Beweidung. Aus diesem Grund entschloss sich die Arbeitsgruppe, die bereits vorhandene kleine Schafherde von sechs Tieren aufzustocken. Mit Hilfe von Spenden konnten Anfang August 2007 vier Jungschafe erworben werden. | ||||||
Ihr erster Einsatz erfolgte am Knüllköpfchen
bei Schwarzenborn. Dort geht es um die Erhaltung und Entwicklung der im
Schwalm-Eder-Kreis besonders seltenen sauren Bergwiesen. Es ist außerdem das einzige bekannte Vorkommen des Warzenbeißers, einer Heuschreckenart, im Schwalm-Eder-Kreis. Diese Heuschreckenart ist zur Eiablage auf offene Bodenflächen angewiesen. Im Bild sind Mitglieder der Arbeitsgruppe Magerrasen bei den Vorbereitungen zum Zaunaufbau am Knüllköpfchen zu sehen. |
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Ursprünglich bestand die Herde aus
reinrassigen Rhönschafen. Diese alte Schafrasse ist sehr gut geeignet
als Landschaftspflegeschaf. Sie ist genügsam und pflegeleicht. Leider war das Rhönschaf beinahe ausgestorben, so dass sich die Nachzucht auf wenige Muttertiere und Böcke beschränken musste. Hierdurch ist das heutige Rhönschaf durch Inzuchterscheinungen deutlich anfälliger gegen Krankheiten als die ursprüngliche Rasse. |
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Aus diesem Grund beschlossen wir, keine
rassenreine Schafzucht zu betreiben, sondern eine Gebrauchszucht aus
verschiedenen Schafrassen anzustreben. Hierdurch erhoffen wir, eine
wesentlich robustere Herde aufbauen zu können. Die zugekauften vier Schafe sind Kreuzungen aus Texel und Merino-Schafen. Durch Einkreuzungen von Rhön- und Wiltshire-Horn-Schafen soll mittelfristig eine pflegeleichte und widerstandsfähige Herde geschaffen werden. Die englische Rasse verliert ihre Haare beim Fellwechsel vom Winter- zum Sommerfell, so dass sie nicht mehr geschoren werden muss. |
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Bis Ende 2013 wurde die Hälfte der Schafherde des Bienenmuseums dauerhaft am Halberg bei Neumorschen eingesetzt. |
Die zweite Hälfte hilft an der Böschung der ehemaligen Kanonenbahn bei Niederbeisheim bei der Wiederherstellung des ehemaligen Magerrasens. |
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Während der Vegetationszeit waren die vier
Schafe auf der Südostseite des Halberg mit den wertvollsten
Magerrasenbeständen tätig. Zusammen mit dem leider viel zu früh
verstorbenen Stefan Mukerjee wurde das Gesamtgelände durch drei
senkrecht zur Böschung gezogene feste Zäune in drei Segmente eingeteilt,
auf denen die Schafe jeweils für etwa 1,5 Monate weiden. Hierdurch können sich auf den nicht beweideten Abschnitten die Blütenpflanzen voll entwickeln und gehen den blütenbesuchenden Insekten nicht verloren, wie es der Fall wäre, wenn wir die Schafe nur für jeweils wenige Tage auf der Gesamtfläche weiden lassen würden. Diese Zäune wurden 2014 abgerissen und auf dem Halberg eine einmalige Beweidung mit Ziegen durchgeführt. |
In Niederbeisheim ist die Hauptaufgabe der
Schafe die Beweidung der teilweise entbuschten Bahnböschung, um hier das
Wiederaufkommen der Gehölze zu verhindern und durch den selektiven
Verbiss der Kräuter einen Weide-Magerrasen wieder zu entwickeln. Während der Vegetationsperiode wechselt die Herde zwischen der Bahnböschung und einer mageren Streuobstwiese über Sandstein, also mit einem sauren Boden, auf dem sich nur wenige spezialisierte Blütenpflanzen entwickeln. Als Winterweide dient ein terrassierter Streuobstbestand am Ortsrand von Oberbeisheim, dessen Besitzer seine Schafhaltung aufgegeben hat. |
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Große Flächen der nicht verbuschten Hangabschnitte waren dominiert von der Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum). Durch ihren dichten Filz unterdrückt sie die Entwicklung lichtbedürftiger Blütenpflanzen. Durch die abschnittsweise Beweidung mit unserer kleinen Schafherde wurde der jahrzehntealte Filz durchbrochen und Raum geschaffen für die Keimung neuer bzw. Entwicklung vorhandener, aber unterdrückter Arten. |
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Durch die Drittelung des Hanges waren stets auf zwei Teilflächen
blühende Pflanzen vorhanden, so dass die am Halberg lebenden, auf
Kalkmagerrasen angewiesenen Blütenbesucher während der gesamten
Vegetationsperiode eine ausreichende
Nahrungsbasis fanden. Von den Gehölztrieben wurden durch die Schafe nur die Blätter und Triebspitzen abgefressen, so dass sie zwar geschwächt, aber nicht vollständig zurückgedrängt werden. Eine Mahd der Gehölztriebe war deshalb notwendig, die möglichst Mitte bis Ende Juli durchgeführt werden sollte. |
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Seit 2014 wird der Halberg nur noch einmal im
Jahr ganzflächig beweidet mit einer Ziegenherde. Der Effekt auf den
Gehölzaufwuchs ist derselbe: alle Blätter und Triebspitzen sind
abgefressen, nicht aber die eigentlichen, verholzten Triebe, so dass im
folgenden Jahr mit weiterem erheblichem Zuwachs und - bei ausbleibender
Mahd - einer zunehmenden Verbuschung zu rechnen ist. Mit besonders negativen Folgen ist bei dieser Art der Magerrasenpflege für die blütenbesuchenden Insekten zu rechnen: durch das völlige Fehlen von blühenden Pflanzen für mindestens drei Wochen nach der Beweidung dürften alle Blütenbesucher, die ihre Reproduktionsphase in dieser Zeit haben, dauerhaft vom Halberg verschwinden. |
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Nützliche Links: Schafe-Wikipedia; Gefährdete Schafrassen1; | ||||||
Erstellt von Hans-Joachim Flügel |
Stand: 24.12.2014 |