Die Nistwand |
Erstellt von H.-J.Flügel Stand: 4.4.2002 |
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auf dem Bahndamm des Bienenmuseums |
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Die Nistwand dient vor allem
Wildbienen und Solitärwespen zur Anlage ihrer Nester. Dabei werden
verschiedene Ansprüche an das Nistsubstrat und dessen räumliche Anordnung
beachtet. Im Folgenden werden diese Elemente und ihr ursprüngliches
Vorkommen vorgestellt. Daneben können hier in konzentrierter Weise und recht bequem Beobachtungen vorgenommen werden. Das Schlüpfen der Tiere, die Neuanlage bzw. das Säubern der alten Niströhren sowie das Eintragen von Pollen und Baumaterial durch die Weibchen sind interessante Erlebnisse. Hinzu kommen die vielen Brutschmarotzer, die entweder - wie der Kuckuck -
die Pflegeleistung artfremder Eltern für den eigenen Nachwuchs auszunutzen
suchen, oder die Brut direkt als Nahrungsquelle für die eigenen Jungen
nutzen wie der Trauerschweber und viele andere. |
Beim Bau der Nistwand: Schüler der Erich-Kästner-Schule aus Homberg/Efze helfen mit, die Nistwand für Wildbienen und Solitärwespen am Bahndamm zu errichten. Aus unserer alten Fachwerk-Scheune wurden vier Gefache, in denen zahlreich Frühjahrs-Pelzbienen und Schornstein-Wespen nisteten, in die Nistwand umgesetzt. |
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Die Lehmwand: Durch die Zähmung der Flüsse sind diese Lebensräume für Stechimmen schon früh verloren gegangen. Ersatzlebensräume fanden sie seit dem Mittelalter bis noch in die Mitte des letzten Jahrhunderts in den Lehmwänden von Fachwerkhäusern und den vielen kleinen Lehm- und Tongruben. Heute sind die Flüsse begradigt, die alten Fachwerkhäuser mit undurchdringlichem Putz verschönt und Neubauten aus Stein, Beton, Glas und Plastik errichtet. Wo Holz zum Bauen verwendet wird, ist es hochdruckimprägniert und oberflächenversiegelt. Das Baumaterial wird in großen zentralen Abbaugruben mit mordernster Technik gewonnen, die Gruben rasch wieder mit Müll und Abraum verfüllt oder „renaturiert“, d.h., mit Mutterboden ausgeglichen und bepflanzt, wodurch jede Eigenentwicklung der Natur verhindert und Diversität unterbunden wird. Lehmwände in der Nistwand sollen diesen Mangel lindern helfen. Am besten eignet sich Löß oder Lößlehm. Wenn möglich, sollten große, ungestörte Brocken in die Wand eingebaut werden. Diese werden unverzüglich von Stechimmen bezogen. Muß die Lehmwand mit losem Löß oder Lehm errichtet werden, sollte gehäckseltes Stroh untergemischt werden; je größer der Lehm-Ton-Anteil, desto mehr Strohhäcksel wird zugegeben. Je härter die Wand wird, desto schlechter und später wird sie von Stechimmen als Nistplatz angenommen.
Die Nisthölzer: In modernen Wirtschaftswäldern ist kein Platz mehr für alte, morsche Bäume. Und in Gärten und Parks wird die Wegesicherungspflicht gern als Entschuldigung dafür genommen, einen alten ehrwürdigen Baum zu fällen. In der Folge sind viele schöne Pilze und Käfer, die nur in alten Bäuimen leben können, vom Aussterben bedroht. Dasselbe Schicksal teilen die in den Käferfraßgängen nistenden Stechimmen. Angebohrte Nisthölzer sollen diesen Mangel kompensieren helfen. Am besten eignet sich Hartholz, vor allem Buche wird gut angenommen. Es werden Bohrer von einem bis zehn Millimeter in voller Bohrerlänge verwendet. Gut ist es, wenn der Besiedlungsverlauf über's Jahr beobachtet wird. Von jenen Lochdurchmessern, die am besten besiedelt werden, sollten dann mehr nachgebohrt werden. Die Bohrlöcher sollten einen Abstand von etwa einem Zentimeter haben, damit das Holz nicht reißt.
Die Schilf- und Staudenstängel: Heutige Wirtschaftswiesen sind von Getreidefeldern im Frühjahr nur noch vom Fachmann zu unterscheiden; die Feldraine sind kurz gemäht oder mit Brennnesseln und Büschen bestanden. In den Gärten und Parks dominiert Rasen, und die wenigen Stauden werden im Herbst säuberlich abgeräumt: kein Lebensraum mehr für Wildbienen... Im Garten können kräftige Staudenstängel über'n Winter stehen gelassen werden. Mit Schnee oder Rauhreif bedeckt, bieten sie einen wunderschönen Anblick. Vor dem Auftauen des Bodens können diese Stängel dann geräumt und - von anhaftenden trockenen Blättern gesäubert - für Nisthilfen verwendet werden. Eine leere Konservendose bietet den nötigen Halt für die etwa 20, 30 cm lang geschnittenen Stängel, die an eine warme, windgeschützte Stelle der Hauswand gehängt schnell von entsprechenden Wildbienen und Solitärwespen angenommen werden. Geeignet sind neben Stauden wie Bärenklau, Herbstastern, Goldrute, Malven und ähnlichen auch die vorjährigen Triebe von Brombeeren oder die markhaltigen Stängel von Holunder.
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Nützliche Links: www.wildbienen.de, www.aculeata.de |